Unternehmen, die auch zukünftig erfolgreich sein möchten, müssen sich enormem Innovationsdruck und rapidem Wandel stellen. Der Autor schlägt vor, die (aus seiner Sicht sicheren und effizienten) etablierten Organisationsstrukturen mit agilen und schnellen Netzwerken zu ergänzen und das zu dualen Strukturen zu verbinden. Das Buch brennt vor Dringlichkeit und dem, dass das nun der absolut neue Ansatz sei.
Folgende Massnahmen werden im Buch als die neue Lösung angepriesen: 1. Dringlichkeit erzeugen; 2. Führungskoalition entwickeln, 3. Veränderungsvision schaffen; 4. und 5. Freiwillige Helfer gewinnen und Initiativen vorantreiben; 6. Bis 8. Erfolge, Erfolge, Erfolge.

Ich war etwas aufgeregt und habe lange auf das Buch gewartet, da es als sehr wichtig und problemlösend beschrieben wurde; die Enttäuschung war gross.

Das, was in der Organisationsentwicklung seit 20 Jahren selbstverständlich ist wird hier für Betriebswirtschafter als Neuigkeit ausgerufen. Mit (für separate 60 Euro) einem 80-seitigen Foliensatz, um „ihre nächste Veränderungsinitiative zu Beschleunigung von Change erfolgreich zu präsentieren“. Es wird anerkannt, dass die klassische, hierarchische und leistungsbezogene Organisation viele Möglichkeiten biete um Initiativen zu blockieren und wegen Silo-Mentalität und dem Druck, Quartalsziele zu erreichen wenig Innovation und Agilität möglich sei. Die Ursachen werden nicht vertieft analysiert, es wird sozusagen ein „Pflaster“ dazu postuliert: Kotter erkennt, wie innovativ und flexibel Netzwerke sein können. Er will solche solche auf freiwilliger Basis aus allen Schichten der Organisation parallel, hierarchiefrei, termindruckfrei und ohne Controlling nutzen. Eine Parallelstruktur, eben die duale Organisation, soll die Zukunft sichern. Als Beweis werden Wachstumsquoten aufgeführt. Weitere Folgen, z.B. ein mögliches Infragestellen von Controlling, Termindruck, Hierarchie, grossen Lohnunterschieden durch jene, die die Zukunft der Organisation sichern, aber von deren weiteren Entscheiden ausgeschlossen sind, werden nicht beleuchtet. Auch fehlt ein Bezug zu den heute üblichen Projektorganisationen, die – mittelfristig – das fast gleich wenn nicht besser erbringen können. Ich glaube kaum, dass es viele Freiwillige gibt, die langjährig (nicht nur in einer spezifischen Krise) für ihre Organisation ehrenamtlich kreativ, gleichwertig, terminfrei die Zukunft sichern und dann wieder in untergeordneten Positionen mit allen Einschränkungen einen Alltagsjob ausführen. Möglicherweise führt das aber mittelfristig zu anderen Organisationen, indem Elemente der Flexibilität und Agilität in die Strukturen einfliessen und andere Arbeitsformen ermöglichen. Dann hätte das Buch doch noch einen nachhaltigen Effekt.

 

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Accelerate: Strategischen Herausforderungen schnell, agil und kreativ begegnen von John Kotter