Coaching zu bewerten scheint fast unmöglich ‐ es ist persönlich geprägt, von den vielen Erfahrungen und Impulsen der verschiedenen Coaches beeinflusst, wird auch individuell verschieden erlebt. Dazu kommt, dass es auch bei der gleichen Person in verschiedenen Lebenssituationen wahrscheinlich unterschiedlich beurteilt wird. Und doch macht es Sinn, sich mit Kriterien auseinanderzusetzen, was denn gutes Coaching sein könnte. Mit diesem Buch wird versucht, diesbezüglich einen Schritt weiter zu kommen, indem 17 recht renommierte Coaches aus dem deutschsprachigen Raum dazu eingeladen wurden, die Transkripte von zwei Coachingprozesse zu je drei Sitzungen zu bewerten. Allerdings fängt die herausfordernde Aufgabe schon damit an, sich zu fragen wer denn das Coaching bewerten soll: Klient, Coach, externer Experte, die Beteiligten gemeinsam oder auch diese mit einer externen dritten Fachperson? Und was soll dann als Kriterien gelten? Die Zufriedenheit mit dem Ergebnis, dem Prozess, die langfristige Wirkung? Oder gar das, was ein Coachingverband, die Coachingforschung oder die Lehre dazu äussern würde? Die Erkenntnisse sind anregend, aber es wird ebenso klar, dass das Anliegen noch lange nicht geklärt werden kann: Die AutorInnen nutzen teilweise ähnliche, grossenteils verschiedene Aspekte, Modelle, Sichtwinkel, um die Frage der Bewertung zu klären. Und auch wenn klar ist, dass es sowohl marktrelevante wie professionsrelevante Aspekte gibt, ist das Ergebnis so divers, dass ich vorerst weiterhin dabei bleiben kann: gut war es, wenn sowohl Kunden wie Coach Prozess und Ergebnis als befriedigend beurteilen. Das Geheimnis der Wirksamkeitsfaktoren ist noch nicht gelüftet und bleibt wie bei Meisterköchen etwas, das man wahrscheinlich ins Grab nimmt, ohne es weitergeben zu können: es liegt in der Komposition der persönlichen Lebens- und Lerngeschichte von Coach und Klient und ihrem Zusammenspiel.

Bewertung von Coachingprozessen von Harald Geisseler und Robert Wegener