Einer der aktuell wichtigen Trends ist, dass immer mehr Selbstführung thematisiert wird. Allerdings passt das nicht in alle Organisationskulturen. In manchen wird es nur zu Effizienz- und Sparzwecken aufgegriffen, in andern ist eine ehrliche Haltung von Kompetenzen und Befugnissen zusprechen dahinter. Selbstführung baut darauf, dass den Mitarbeitenenden zugestanden wird, dass sie Kompetenzen für ihr Tätigkeitsgebiet haben. So entsteht eine Demokratisierung von Befugnissen und Fähigkeiten.

Ausbildung haben nicht das Monopol, Kompetenz zu schaffen – Kompetenz entsteht auch, wenn man sich mit etwas gründlich befasst und darin Praxis entwickelt. Dazu muss man sich austauschen und mit anderen reflektieren. Jeder Austausch unter Menschen ist etwas, was man organisieren muss und was häufig sozial abläuft. Wenn man dazu Hilfsmittel hat, geht das leichter. Damit das möglich wird, war es denn nur eine Frage der Zeit, bis neben Führungsaufgaben auch Moderation, Facilitating, Coaching und Organisationsentwicklung demokratisiert werden.

Mit www.liberatingstructures.de werden Moderationsmethoden leicht für alle zugänglich. Es gibt auf dieser Website 33 Techniken – ein Buch auf Deutsch mit erst 25 Techniken kommt in einem halben Jahr auf den Markt. Im Unterschied zu Profis, die das früher mal gelernt und und unterdessen viel Erfahrung haben, wird es mit den Betty-Bossi-artigen Anweisungen wahrscheinlich erst mal etwas weniger flexibel, dafür aber sicher zielgruppennaher. 

In die gleiche Richtung gehen die detaillierten Handlungsanweisungen unter Soziokratie 3.0, wo für jede Aufgaben fixfertige Drehbücher zur Verfügung stehen. Auch Holacracy hat ja im Wesentlichen klare Rollenbeschriebe und ein Gefüge des Zusammenspiels zur Verfügung gestellt, das im Alltag gut und klar funktioniert, aber nicht mehr nach dem alten Verständnis von sozialer Entwicklung jeder Person ein anderes Rollenverständnis belässt – mit den schönen und reduktiven Effekten, die damit verbunden sind.

Methoden für Entwicklungsprozesse im sozialen Raum sind unter www.partizipation.at sehr klar und umsetzbar dargelegt: ein tolles Angebot für Themen wie Beteiligung und Mitwirkung.

Naheliegenderweise gibt es auch sonst sehr viel zu Bürgerbeteiligung wie Art of Hosting (www.artofhosting.org/de), Effectuation (www.effectuation.ch/downloads) usw. 

Bei liberatingstructures wird explizit erklärt, dass Wissen aus der Branche der Facilitators, Moderatoren, Mediatoren expertenfern zur Erhöhung der Selbstführung zur Verfügung gestellt wird.

Damit stehen immer mehr Methoden eigentlich allen zur Verfügung. Es ist Sache der AnwenderInnen, das dann sorgfältig, achtsam und wirkungszielorientiert umzusetzen – Moderation ist nicht einfach eine Technik, sondern ganz viel Beziehungsarbeit. Das vermittle ich jeweils den Menschen, die mit den zur Verfügung stehenden Methoden Menschen moderieren wollen, obwohl sie eigentlich etwas Angst vor der Aufgabe, keine Erfahrung und wenig Wissen – aber Zugang zu obigen Impulsen haben. 

Als Ergänzung zur Technik braucht es dann nur die Erinnerung an McLuhan: The Medium is the message – oder anders gesagt: nur Technik schafft keine Beziehungen; es geht darum, auch bei Anwendung von Techniken in Beziehung zu gehen, dann ist vieles möglich

Demokratisierte Moderationsinstrumente für alle