Ein zügig und originell geschriebenes Buch. Zuerst wird beklagt, wie viel es heute zu tun gibt, und dass es gar nicht möglich ist, alles zu tun. So wird erreicht, dass man sich gar nicht schlecht fühlen soll, wenn man viel vor hat und viel liegen lässt. Ach, wie viele Leben wurden schon gerettet, weil nichts getan wurde. Das war mir vorher gar nicht klar. Ebenfalls war mir nicht klar, dass es sehr viele Menschen geben muss, denen der heutige Alltag viel zu aufwändig ist, zu kompliziert, bürokratisch, und die hoffen, dass sich mit so-tun-als-ob sie keine Terminvorgaben hätten sich auf die Dauer alle Pflichten erübrigen würden.

Es folgt eine umfassende Prokrastinationsberatung (so heisst das Fachwort zum Aufschiebeverhalten). Zum Beispiel, sich möglichst viel vorzunehmen. Dann wird eventuell etwas davon unabsichtlich erledigt, weil man es erledigt, um etwas Anderes, Mühsameres liegen lassen zu können. Vor allem soll nicht zu viel Zeit damit vergeudet werden, gute Vorsätze zu fassen, to-do-Listen zusammenzutragen sondern lieber planlos glücklich gelebt werden. Das Buch gibt dazu eine Fülle von Anregungen. Es beschreibt auch, was alles passiert, wenn man nichts unternimmt, gibt lebenspraktische Ratschläge und empfiehlt nur gelbe, eingeschriebene Briefe zu öffnen, den Rest kann man sich eigentlich ersparen.

Insgesamt sehr entlastend – und es löst fast etwas Tatendrang aus, weil: wirklich alles liegen zu lassen wäre doch fast wieder etwas langweilig – mindestens kann man unterdessen mal etwas (vielleicht ganz anderes) unternehmen.

Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin von Kathrin Passig und Sascha Lobo