Mit fundiertem Wissen und vielen konkreten Beispielen werden anforderungsreiche Gespräch und Angestelltensituationen in der öffentlichen Verwaltung, speziell im Kanton Zürich dargestellt. Umfassende Checklisten bereiten Führungskräfte auf schwierige Gespräche vor und geben Hilfestellungen für heikle Gesprächssituation. Wie kann beispielsweise jemand mit unbestimmten Krankheitssymptomen wieder ins Erwerbsleben integriert werden, welche Formen von Gesprächen braucht es dazu (und welche wären kontraproduktiv). Oder wenn die Chemie nicht stimmt, wie kann vorgegangen werden: konstruktiv, aber auch vorsichtig. Und es wird vorgerechnet, wie viele hunderttausend Franken welche Fehler kosten können.

Gerade in der öffentlichen Verwaltung bestehen viele Rechte für die Angestellten, die wichtig und korrekt sind, aber herausfordernd umzusetzen sind – die übliche Gesprächs- und Zusammenarbeitskultur kann nur mit einiger Überlegung damit in Übereinstimmung gebracht werden. Es ist anspruchsvoll und mühsam, wenn man in jedem Schritt korrekt vorgehen will. Wer aber versucht ist, möglichst lange in einer schwierigen Situation die Stimmung nicht verderben zu wollen, irgendwann aber die Geduld verliert, kann hier nachlesen, was das an Folgekosten hat – und mit welchen Schritten man sorgfältig und korrekt vorgehen kann und dabei vielleicht gar eine gute Bewältigung einer Situation erreichen kann, die man sonst unabsichtlich so in die Sackgasse fahren kann, so dass es für alle Nerven, Geld und auch Lebensenergie kostet.

Ein enorm hilfreiches Buch, bei dem ich manchmal überrascht bin, wie wenige Führungskräfte in der Verwaltung es kennen oder erst zu spät – wenn die Situation schon sehr verfahren ist – zur Hand nehmen. Auf knapp 250 Seiten beschreibt es juristisch unterlegte, personalrechtlich fundierte und bezüglich der Menschenführung konstruktive und entwicklungsorientierte, aber bei Bedarf auch handfeste Verfahren.

Etwas kann das Buch nicht auflösen: sogar eine Kultur, die auf Vertrauen basiert, braucht konkrete und korrekte Schritte. Und auch Führungskräfte mit Konfliktangst und der Hoffnung, mit der Zeit wachse sich alles von selbst aus, sollten sich erlauben, nicht nur auf gute Stimmung zu hoffen sondern frühzeitig schon auch an ernste Folgen einer Situation zu denken – verdrängen hilft nicht – denn es gilt: das Schlimmste zu denken heisst vorsorgen, nicht es herbeireden. Wenn man das Schlimmste vorausdenkt, kann man es besser auf gute Bahnen lenken und sinnvolle Abzweigungen finden.

Das Buch gehört ins Gestell jeder Führungskraft in der öffentlichen Verwaltung, dann würde es helfen, viel Ärger und auch Coachingstunden (für alle Beteiligten) zu sparen.

Führungsgespräche & rechtliche Fallstricke in der öffentlichen Verwaltung von Judith Naef, Catherine Andrea und Rolf Zimmermann
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