Wie schon das frühere Buch der zwei Cracks zu kollegialer Führung enthält auch dieses eine Fülle an Informationen, eine Sammlung von vielen Theorien und ist damit mehr Nachschlagewerk als Buch, das sich lesen lässt. Diesmal haben sie im ersten Teil die Flughöhe noch etwas höher geschraubt und sind eher im theoretisierenden Philosophiermodus. Es macht den Eindruck, dass die AutorInnen das Meta-Konzept suchen.
Im zweiten Teil stellen sie ihr konkretes Modell vor: vorerst sehr sachlich, einfach, umsetzbar. Und zeigen auf, dass sich Organisationsentwicklung bei der Einführung von agilen und selbstgesteuerten Methoden ändert: sie wird eher zu einer Begleitung im Prozess, zum Sparringpartner und auch Lieferanten von Wissen – eine Entwicklung, die auch in vielen anderen Beratungsbereichen mit zunehmender Selbstkompetenz der Führungskräfte spürbar ist. Doch je tiefer man in das Buch hineingeht, umso komplizierter wird es wieder – es ist ein Manual für die Einführung von Selbstorganisation mit Soziokratieelementen in einzelnen Abteilungen von grossen, stark gegliederten Firmen. Für kleine und mittlere Organisationen tönt es viel zu aufwändig, schon nur die Anzahl nötiger Untergruppen übersteigt den Personalbestand von kleinen Unternehmungen.
Im dritten Teil folgt ein fast verwirrend vielfältiges Nachschlagewerk an Moderationsmodellen, Führungsstilen, Organisationsstrukturen, Entscheidungsverfahren. Und folgerichtig zum zweiten Teil einiges zum Skalieren auf einen grossen Konzern.
Insgesamt wiederum eine Fundgrube zum Agilem, wo viel Literatur verarbeitet wurde, viel nachgedacht und verglichen wurde. Ich hoffe, dass Menschen, die etwas daraus brauchen, die Geduld haben, das Gesuchte zu finden und nicht vor der Überfülle kapitulieren – dann hat sich das Buch nützlich machen können.