Klar, plausibel und erhellend. Ein Buch, das eine frische, kritische und sehr anregende Analyse der heutigen Gesellschaft vornimmt. Soziologisch angelegt und mit Fakten untermauert beschreibt die Autorin die Veränderung der Mittelschicht bis in psychologische und damit individuell anwendbare Aspekte. Cornelia Koppetsch legt mit ihrer Analyse eine mitfühlende Beschreibung des Seelenzustandes vieler Menschen dar, setzt Burn-out, Depression und Drift in einen grösseren Kontext und schafft nebenbei viele Grundlagen für ein feministisches Verständnis der aktuellen Tendenzen. Ausgelegt werden diese Blickwinkel an Fallstudien einzelner, mit viel tiefenpsychologischer Kenntnis und wirft zum Schluss einem Blick auf die Machtverhältnisse, die Ökonomie und Politik mitgestalten und die Einzelnen herausfordern. 

Sie zeigt auf, wie der Mittelstand durch die technologische und wirtschaftliche Entwicklung in eine prekäre Situation kommt, wo sich dessen Mitglieder in ein „Unten“ oder „Oben“ aufteilen – in der Mitte bleibt eine Lücke, die überholte Gesellschafts- und Geschlechterbilder ins Leere laufen lässt. Da sich alle in diesen Veränderungen orientieren müssen, ist auch der Anschluss an die Entwicklungen der 60-er-Jahre in Richtung Lebensqualität und Werte verloren gegangen, was heute viele reifere Jahrgänge sehr belastet.

Ein anregender Zugang zur Deutung der heutigen Situation und vieler gesellschaftlicher Entwicklungen. Ein empfehlenswertes Buch, das eine Gesamtschau auf unseren Alltag ermöglicht.

Die Wiederkehr der Konformität – Streifzüge durch die gefährdete Mitte von Cornelia Koppetsch