Ein ganz eindrückliches Buch. Der Managementberater van den Muyzenberg reflektiert mit Dalai Lama Führung und Management. Buddhistische Grundsätze und Erkenntnisse werden auf den Arbeitsalltag angewendet. Ein starker Praxisbezug entsteht durch viele Fallbeispiele aus dem Businessleben in Ländern wie Taiwan, Thailand, Japan, weiteren asiatischen aber auch vielen westlichen Ländern.

Erstaunlich ist auch, wie viele aus buddhistischer Sicht angemessene Aussagen bei uns schon vorhanden sind (oder wären). So wird beispielsweise Peter Drucker zitiert, der einmal geschrieben hat, dass Gewinnmaximierung für Unternehmen ein falsches, irrelevantes Ziel sei. Gewinn könne nicht eine Grundlage, Erklärung oder Ursache für einen Entscheid sein. Gewinn sei einzig ein Indikator dafür, dass die Entscheidung nicht falsch gewesen war. Aber Entscheide müssten so ausgelegt werden, dass der Zweck des Unternehmens erfüllt werde, und der liege ausserhalb seiner selbst, es sei ja eine gesellschaftliche Einrichtung. Heute wird der gleiche Peter Drucker vor allem anders verstanden und zitiert.
Das Buch baut ganz konkret auf Alltagsfragen von Unternehmen auf und entwickelt sehr plausible, praktische Antworten dazu – eigentlich so, wie es aus dem Innenleben einer Organisation plausibel ist. Es ist erstaunlich, dass das was dabei herauskommt gar nicht viel Buddhismus voraussetzt und auch nicht danach aussieht, sondern dass das primär einfach vernünftige, (auch für das Unternehmen selbst) sinnvolle und überlegte Handlungen, Entscheidungen und Überlegungen sind. Wir haben uns unterdessen so an ein irrationales Management gewöhnt, dass man erstaunt reagiert, wenn es eigentlich nur darum geht, so zu Führen und zu gestalten, dass es für das Unternehmen, die Mitarbeitenden und die Umwelt gut ist. Also schlicht solide Führung auf eine Weise die ermöglicht, dass das Unternehmen eine Zukunft hat – das ist nichts als vernünftig, aber heute selten genug. Und es wird einem bewusst, dass banale Grundsätze wie „Ehrlichkeit und Erfolg schliessen sich nicht aus“ in Führungsbüchern kaum mehr angesprochen werden. Das Buch umfasst mehr als eine Ethik des Führens, es enthält viel Praktisches, auch anhand von Beispielen zum Führungsalltag. Es reflektiert übergeordnete Themen – wie können sinnvolle Leitbilder erarbeitet werden – ebenso wie Handfestes im Managementalltag – wie beispielsweise die Umsetzung von Stellenabbau. Auch deshalb ist das Buch sehr empfehlenswert: es zeigt auf, wie normal eigentlich sinnvolle Führung ist, dass man sich dafür nicht rechtfertigen muss und dass das alles mit etwas Ruhe und Bedachtheit auch ohne vertiefte Kenntnisse des Buddhismus möglich ist.

Führen, Gestalten, Bewegen von Dalai Lama und Laurent van den Muyzenberg
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