Bisher war Matthias Horx das Aushängeschild des Zukunftsinstituts – nun, wo er als Familienunternehmen Zukunft macht, tritt Harry Gatterer mehr in den Vordergrund. Er ist sehr produktiv und macht immer wieder spannende Bezüge zu Raumthemen, räumlichen Darstellungen, Bewegung im Raum. Der vorliegende Band ist nun ein Arbeitsbuch mit räumlichen Metaphern. Die Methode «Future Room», die in diesem Buch detailliert dargestellt ist, schafft durch aufeinanderfolgende Arbeitseinheiten einen Raum für Zukunftsfragen. Die Fragen können alleine oder im Team bearbeitet werden, wobei er dann vorschlägt, dass man immer zuerst eine stille Reflexionsphase einschaltet.
Die mit Beispielen gut illustrierte Vorgehensweise beginnt mit den eigenen Zukunftsfragen, geht über das ändern der Blickwinkel zur Beschreibung von «schwachen» Signalen, also Vorzeichen, die zwar wahr- aber noch nicht ernstgenommen werden. Diese werden geschickt so in einen anderen Kontext gestellt, dass daraus Prognosen abgeleitet werden. Diese zeigen auf, was man beachtet und wie man denkt – der Rest befasst sich damit, wie man die Prognosen erstellt hat und führt so zu erstaunlich tiefen Erkenntnissen, die sonst nur mit Beratung möglich wären. Das an sich ist eindrücklich und eine gut gemachte «Führung» hinter die eigenen Kulissen. Mit der Methode werden eigene blinde Flecken und solche, die einem paralysieren offensichtlich; Handlungsbedarf und Konsequenzen werden zum Schluss in kompakten vier Sätzen sichtbar. Das Ganze hat Elemente eines geschickt aufgebauten projektiven Tests mit Selbstauswertung und ist piffig aufgebaut. Das Drehbuch dazu, wie das als Eintagesworkshop – von ihm oder selbst moderiert – umgesetzt werden kann, liefert er gleich mit.
Gatterer macht die Sache interessant dadurch, dass er die unterschiedlichen Fallbeispiele durch alle Schritte begleitet und damit die Anwendung des Raums illustriert. Zudem stellt er die vom Zukunftsinstitut an diversen Stellen dargelegten Megatrends als Grundinterpretationsmuster zur Verfügung. Diese sind sozial und nachhaltig orientiert und erlauben damit mehr oder weniger enkeltaugliche Zukunftsbilder – das ist für ein Zukunftsinstitut ein optimistischer Ansatz, den Gatterer auch offen eingesteht. Es ist ihm anzurechnen, dass der damit Wirtschaftsunternehmen dazu bringt, für die Menschen zu arbeiten und nicht – wie das heute viele praktizieren – die Menschen nur als Portmonnaiebesitzer des Geldes zu sehen, dass man lieber alleine bei sich selbst einbuchen möchte.
Das Buch ist empfehlenswert, eine gute Begleitung beim Durcharbeiten des Prozesses, der wirklich fundierte Erkenntnisse ermöglicht. Mit dem Aufbau gelingt es dem Autoren, uns dahin zu begleiten, dass wir unsere eigene Situationsbeurteilung von aussen betrachten können – und dann auch diese Betrachtungsweise zu reflektieren: ein guter Triple-Loop.