Ein gut strukturiertes, übersichtliches Buch, das effektiv etwas von einem Workshop hat – am Schluss hat man seine Situation, Ressourcen und Ausrichtung reflektiert, in der Hand und kann darauf aufbauen; mehr noch: am Schluss des Buches ist man schon ziemlich weit unterwegs auf neuen Wegen! Peter Baumgartner baut auf dem Erfolgsbuch von Richard Bolles auf, bezieht sich sehr offen darauf und beschreibt dessen Kurse und was er dabei gelernt hat.
Bolles hat in den 1970-er Jahren in den USA das Buch: „What Colour Is Your Parachute“ geschrieben, das zusätzlich mit einem Arbeitsbuch 2005 auf Deutsch unter dem Titel „Durchstarten zum Traumjob“ herauskam. Für mich war das Buch damals eine Erfrischung. Es kam in der Zeit, in der in der Arbeitsintegration immer mehr verlangt wurde, dass Arbeitssuchende Unmengen an Bewerbungen schreiben sollten, auf alles was irgendwie in ihrem Zielbereich lag. Und in der Jugendliche auf Lehrstellensuche angehalten wurden, nicht auf ihre Bedürfnisse sondern auf offene Stellen zu achten. Also einer Zeit mit Massendenken, einkalkulierten Streuverlusten, der Hoffnung, dass aus statistischen Gründen schon etwas kommen werde und dass die eigenen Bedürfnisse dann hoffentlich nicht störend einwirken würden. Bolles war deshalb erfrischend, weil er das total umkehrte: er fragte nach den eigenen Stärken, den Interessen, den bisherigen Erfolgen, den Wünschen – nach all dem, was einem bisher durchs Leben geholfen hat und damit den Fallschirm ausmacht den man hat – und den mal doch bitte erst mal – sogar bezüglich seiner Farbe – betrachten sollte, wenn man schon irgendwo rausgeflogen ist. Dann unterstützte er, herauszusuchen, wo das in der Wirklichkeit vorkommt, entsprechende Betriebe zu besichtigen, persönliche Kontakte aufzubauen, an die interne Gerüchteküche Anschluss zu finden. Die Edelvariante der Lösung war dann, dass man eine einzige Bewerbung abschickte, um eine Stelle zu erhalten – oder über die entstandenen Kontakte gar eine Stelle für einem geschaffen und angeboten wurde. Die Arbeitsämter rauften sich die Haare ob so viel Verhalten neben ihrer Logik, doch es gab immer wieder Berichte, dass Menschen auf diesem Weg zu guten Stellen kamen.
Das alles hat nun Peter Baumgartner in „LebensunternehmerIn“ auf schweizerische Verhältnisse angepasst. Die Übungen sind weniger ausführlich und detailliert als jene von Bolles, aber ebenfalls mit übersichtlichen Tabellen, die neben dem Auflisten der eigenen bisherigen Tätigkeiten und Fähigkeiten über die Interessen und Netzwerke dazu führen, dass man sich gut verorten kann – und eben am Ende des Buches schon mitten drin in der neuen Welt ist. Mit etwas Helikopterblick ist das, was hier beschrieben ist, nahe verwandt mit Effectuation: das vorliegende lebt Unternehmertum mit Fokus Einzelperson, Effectuation mit Focus Betrieb. Wichtig ist es, das Buch nicht nur zu lesen sondern als Workshop durchzuarbeiten, das dauert etwas, ist aber sehr interessant.
LebensunternehmerIn, Workshop für berufliche Weichenstellungen von Peter Baumgartner