Die Autorinnen beschreiben, dass das Ende der Wachstumsgesellschaft sehr bald erreicht ist: Klimakatastrophen, Umweltprobleme, Finanzlabilität und viele andere Signale zeigen, dass das Prinzip Wachstum ausgereizt ist. Auch statistisch sinkt trotz immer mehr Einsatz das Wachstum, was nach und nach zu grösserer Arbeitslosigkeit und einem Ende des aktuellen Wirtschaftskonzeptes führt – eigentlich sind es noch vor allem die Prozesse zur Verstärkung der Ungleichheit, für die wir heute arbeiten. Sehr plausibel wird anhand wirtschaftlicher Fakten aufgezeigt, wie der Zenith praktisch erreicht ist und sich die Grenzen zeigen. 

Das Buch empfiehlt, lieber geplant über politische Eingriff als gezwungen durch Katastrophen den Übergang in die Postwachstumsgesellschaft zu schaffen. Mit fundierten Beiträgen zu vielen relevanten Aspekten wird aufgezeigt, wie ein Übergang geplant modellierbar wäre und das, was als Sachzwang für Wachstum angeführt wird, anders gelöst werden kann: Transfermodelle werden vorgestellt, beginnend bei den dafür notwendigen Alterssicherungssystemen es über Gesundheitswesen, Bildung, Arbeitsmarkt, Konsum, Verteilungsgerechtigkeit, Finanz- und Bankenwesen, Steuerpolitik, Wirtschaftsentwicklung, Staatsfinanzen bis zur Demokratie und Partizipation. Mit einem Blick auf den internationalen Stand der Forschung und Wissensbildung zur Postwachstumsgesellschaft wird eine dafür nötige Forschungslandkarte entworfen und werden passende Thesen vorgestellt.

Endlich mal ein kluges Buch zu Wirtschaft und Entwicklung, das nicht wie so viele Bücher unreflektiert den Wachstumszwang zugrunde legt und devot erfüllt. Die Folgen aus diesen geplant oder gezwungenermassen herbeigeführten Veränderungen werden in einigen Jahren beginnen Generationen von OrganisationsentwicklerInnen zu beschäftigen und auszulasten. Allerdings setzt dies bei den meisten VertreterInnen unserer Profession eine Reflexion der Grundlagen ihres Betriebsverständnisses und ein anderes Mindset als heute voraus. Es setzt voraus, dass man in der Lage ist, verschiedene Organisationsparadigmen und ihre Auswirkungen nebeneinander zu denken und zu unterstützen – ich hoffe, dass viele aus unserer Profession die Offenheit dafür entwickeln, um so einen konstruktiven Beitrag an diese kommenden, immensen Herausforderungen zu leisten. Viele kleine Fragen aus diesem Themenkreis können auch schon heute in Beratung und Coaching von Führungskräften und Geschäftsleitungen einfliessen.

Postwachstumsgesellschaft – Konzepte für die Zukunft, herausgegeben von Irmi Seidl und Angelika Zahrnt