Obwohl das Buch klein ist und keine 90 Seiten umfasst, liegt es schwer auf: Arno Gruen beschreibt, wie durch Introjekte viele Menschen so geprägt sind, dass sie lieber von Autoritäten anerkannt werden als dass sie ihre eigenen Wert hochhalten würden. Das zeigt er anhand eigener psychotherapeutischen Fälle auf, aber auch anhand der Geschichte von Hitler, dem Gehorsams-Experiment von Milgram und vielen Beobachtungen.
Gruen beschreibt, dass nur ein Drittel der Menschen Zugang zu eigenen Motiven haben, zwei Drittel seien weniger auf Motive denn auf Anerkennung aus und damit verführbar: für Leistung und Anpassung unabhängig von der Auswirkung des Tuns (viele Banker, Angestellte, Sportler usw.). Doch auch von diesen sei die Mehrheit eigentlich empfänglich dafür, die Entfremdung von sich selbst aufzulösen – das wie bleibt offen und eine Herausforderung. Ein Buch, das nachdenklich stimmt und auffordert, seine eigenen Entfremdungen und Gegenreaktionen zu beleuchten.

Wider den Gehorsam von Arno Gruen
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