Nayar empfiehlt, das konventionelle Management und damit die archaische Organisationspyramide auf den Kopf zu stellen. Er hat das bei einem internationalen IT-Unternehmen mir fünf Milliarden Umsatz entwickelt und ist mit seinen Erkenntnissen in die Liste der weltweit wichtigsten 50 Personen aufgenommen worden. Das Konzept beinhaltet folgende Aspekte:

• „Spieglein, Spieglein an der Wand“ (regelmässig ehrlich in den Spiegel schauen statt sich mit selbsttäuschenden Bildern zu beruhigen),
• Vertrauen durch Transparenz (interne Transparenz bezüglich aller Aktivitäten und Finanzfragen),
• Organisationspyramide auf den Kopf stellen (zuerst die Mitarbeitenden, dann die Kunden, dann das Management) und
• die Rolle der Geschäftsleitung neu gestalten.

Nayar hat untersucht, was in der „Wertzone“ läuft, dort wo der Mehrwert geschaffen wird, der Kunden anzieht und hält und damit das Unternehmen sichert. Da sind die Mitarbeitenden tätig, die vom Management unterstützt werden soll(t)en. Qualitätsmanagement, Führungsreports, administrative Abläufe usw., für die die Mitarbeitenden Zeit einsetzen müssen, absorbieren sie davon, ihre Zeit in der Wertzone und für die Kunden einsetzen zu können – sie sind kontraproduktiv. Auch viele Führungskräfte hindern die Mitarbeitenden eher, sich für die Kunden einsetzen zu können. Das wird durchleuchtet und so eingerichtet, dass alle rückwärtigen Stellen die Mitarbeitenden im Herstellen von Wert unterstützen und nicht wie häufig üblich davon abhalten.
Ein interessanter Ansatz in Zeiten, in denen QM, Führungskräfte und Vorstände die Leute damit eindecken, neben ihrer Arbeit auch noch Zahlen und Berichte für sie auszustellen.
Nayar hat eine Fülle von weiteren Instrumenten entwickelt, zum Beispiel das 360-Grad-Feed-Forward, in dem Vorgesetzte von allen die wollen (also nicht nur übliche 360-Grad-Befragte) dazu beurteilt werden, was sie zur Zukunft des Betriebs, zur Klärung von Fragen und Abläufen und zum Schaffen von Werten beitragen. Oder: anstelle der üblichen Präsentation, was welche Führungskraft für das kommende Jahr erreichen will werden die entsprechenden Ideen allen vorgestellt, die dazu im Intranet eine Meinung abgeben wollen – mit der Wirkung, dass es viel greifbarer wurde, da es nicht nur um Selbstbeweihräucherung unter Führungskräften ging. Das alles hat er in einem Unternehmen mit 55’000 Mitarbeitenden erreicht, das in seiner Zeit zu einem der besten Arbeitgeber Indiens wurde.
Sein Ziel ist, dass die Organisation die Macht dezentralisiert und so von einer Spinne (die wohl ein Bein, aber nicht den Kopf verlieren kann) zu einem Seestern wird (der einen verlorenen Arm nachwachsen lässt und gleichzeitig aus dem verlorenen Arm einen ganzen Seestern entwickelt). Damit, dass er die Mitarbeitenden als Mehrwertschaffende ins Zentrum stellt, die häufig am Besten wissen, was die Kunden wollen, hat er einen Schritt in die Richtung gemacht, dass diese gemeinsam mit den Kunden an der Zukunft arbeiten können – lange bevor sich das Management darüber Gedanken macht.

Zuerst der Mitarbeiter, dann der Kunde von Vineet Nayar
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