Ein kluges, profiliertes, pointiertes Heft (26 Seiten), das herausarbeitet, wie die Betriebswirtschafts- und Managementlehre angetreten ist, um Unsicherheiten und Ungewissheit zu reduzieren, gar zu eliminieren. Und dabei eigentlich alles was Führung ausmacht auch über Instrumente (wie Balanced Scorecard oder QMS) nach und nach überflüssig machen will und durch Prozesse ersetzt, die die Interessen der Stakeholder spiegeln. Führung sei eigentlich nur noch dort gefragt, wo das Organisieren versagt habe. Durch das absorbieren von Ungewissheit würde Entwicklung und Innovation verhindert.
Martin Elbe zeigt das Paradox der Projektmanagementlehre, die für Unvorhergesehenes gedacht ist (sonst wär’s kein Projekt) und das meist in vorhersehbare Bahnen lenken will. Er beschreibt auch, dass NPO’s, die dort aktiv sein sollen, wo der Markt (resp. die“ unsichtbare Hand“) versage (z.B. bei Armut, Flüchtlingen, Bildung) doch mit Massstäben des Marktes gemessen werden.
Organisationsberatung und Innovation würden häufig wieder helfen, Ungewissheit(en) in Organisationen wieder Raum zu schaffen, nachdem sehr viel Energie darauf verwendet wurde, genau diese zu absorbieren.
Der Autor unterscheidet Ungewissheit und Unsicherheit: die Zukunft ist nicht per se unsicher, aber sicher ist sie ungewiss – und genau darin liegen alle Entwicklungschancen. Er tritt ein für Führung, dafür, dass diese dem Ungewissen begegnen kann. Das Risiko ist immer, dass Führung scheitern kann. Wenn sie erfolgreich ist, ist sie frei, sich der nächsten Ungewissheit zu stellen – eine Art zukunftsfreudiger, resilienter Sisyphos-Arbeit. In 10 Thesen wird die (ungewisse) Zukunft der Führung dargelegt.
Schlüssig dargelegt, philosophisch und argumentativ stringent und immer wieder frappierend. Anregend und dicht geschrieben – für Zwischendurch als Ausgleich zu Fachbüchern.

Führung unter Ungewissheit. Zehn Thesen zur Zukunft der Führung von Martin Elbe